Sonntag, 1. September 2013

Truth

"Wahrheit oder Pflicht?" - so nennt sich das allseits bekannte Spiel, welches in Zeltlagern, auf Klassenfahrten, auf Geburtstagen oder in anderen kleinen Gruppen gespielt wird, solange man und in diesem Fall auch ich mich erinnern kann. Der Spieler hat die Wahl, ob er die Wahrheit zu einem Thema preisgibt oder sich durch eine Pflicht beweist. 
Doch was ist eigentlich Wahrheit?

"Die Wahrheit ist eine unzerstörbare Pflanze. Man kann sie ruhig unter einen Felsen vergraben, sie stößt trotzdem durch, wenn es an der Zeit ist." - Frank Thiess

Schon von klein auf lernt man, was richtig und was falsch ist.

Doch was ist schon richtig und was falsch?

Richtig sei es Mutter und Vater beinahe bedingungslos zu gehorchen, auch wenn man dies für falsch hält, (wobei sich dieses freie und eigene Denken allerdings erst in späteren Jahren entwickelt.)
Falsch, sei es von der Lüge Gebrauch zu machen, doch woher weiß man was Lüge ist und was nicht?

"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahr haben möchte, hält er auch für wahr." - Demosthenes
Wenn Kinder heranwachsen und sich ein eigenständiges Denken entwickelt, geraten sie oft in Konflikte, zum Beispiel mit ihren Eltern, da sie beginnen, eine andere Wahrnehmung und Auffassung von Wahrheit und Lüge zu gewinnen. Die Erkenntnistheorie (Épistémologie) befasst sich mit der Frage, ob eine objektive Wahrheit existiert und, wenn dies der Fall ist, wie man sie erkennen kann.
Realität ist all das, was wir wahrnehmen und wahrnehmen möchten.
Dementsprechend ist die Realität ungleich die Wahrheit. (!)
Die Wahrnehmung eines Menschen ist jedoch von seinem Glauben abhängig.
Der Glaube eines Menschen bestimmt also (laut kognitiver Psychologie), was wir wahrnehmen und was wir eben nicht wahrnehmen. Ist etwas also nicht konform mit unserem Glauben, nehmen wir es nicht wahr.
Infolgedessen kann man nun feststellen, dass der Glaube eines Menschen die Realität eines Menschen beeinflusst und gleichzeitig festlegt und darstellt. Dies wiederum bestätigt, dass jeder Mensch eine eigene Realität besitzt, da Glaube individuell ist.

Realität ist also subjektiv.
Wahrheit ist, wenn es sie geben sollte, objektiv zu bewerten.

Eine Definition für den Begriff  "Wahrheit" findet man im Großen Brockhaus:

"Wahrheit ist die Übereinstimmung der Erkenntnis mit ihrem Gegenstand. Da dieser stets ein bestimmter ist, kann die Übereinstimmung nur durch Vergleichung mit ihm, nicht aber nach allgemeinen Regeln erkannt werden. Daraus folgt, dass es kein allgemeines Kriterium der Wahrheit geben kann, das für alle Erkenntnisse ohne Unterschied ihrer Gegenstände gültig wäre. - Von der inhaltlichen Wahrheit (materiale Wahrheit) zu unterscheiden ist die logische Wahrheit (formale Wahrheit), die in der Übereinstimmung der Erkenntnis mit den allgemeinen Regeln des Denkens besteht und mithin die logische Richtigkeit der Aussage betrifft; für sie ist mit den Gesetzen der formalen Logik ein allgemeines Kriterium gegeben, das aber nur die Form, nicht jedoch den Inhalt der Erkenntnis umfasst. So kann z. B. ein Schlusssatz (Conclusio) logisch falsch, inhaltlich aber wahr sein und umgekehrt."

Im Alten Testament heißt es "Lügen haben kurze Beine, die Wahrheit aber bleibt bestehen." (Sprüche 12,19), wobei der erste Abschnitt des Verses eigentlich Jedem geläufig sein sollte.
Obwohl es keinerlei allgemeine Kriterien oder Ähnliches für die Wahrheit gibt, ist sie trotzdem beständig.


















Welches Fazit sollte man nun also ziehen? Klar ist wohl, dass es keine allgemeine Wahrheit gibt, da jeder Mensch mit seinen individuellen Eigenschaften, Ansichten und Ideologien Dinge anders wahrnimmt als der Rest der Gesellschaft. So kann der Glaube einem ein anderes Bild von einer Situation schildern, als es zum Beispiel ein Atheist täte. Daher gibt es, abseits von Wahrheiten der Logik, für jede Person seine Art von "eigener Wahrheit", die seinem Realitätsbild entspricht.




 
Quellen:
Der Große Brockhaus
Die Bibel

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